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Salzburger Nachrichten, vom 10. März 1993, Seite 7
Außenseiter als
großer Sieger Frankreich feiert sein Kino
Les Nuits fauves
als bester französischer Streifen
Cèsar-Verleihung
in Paris: Der Außenseiter-Film Les Nuits fauves
(Wilde Nächte) von dem am Freitag im Alter von 35 Jahren an
den Folgen von Aids gestorbenen Regisseur Cyril Collard ging als
großer Sieger hervor. Erstmals in den Annalen der Akademie
wurde eine Produktion doppelt ausgezeichnet: als bester französischer
Film des Jahres sowie als bestes Erstlingswerk.
Mit elf Nominierungen war Indochina von Regis Wargnier
ins Rennen gegangen. Der Film erhielt schließlich fünf
Preise: Cathèrine Deneuve bekam zum zweiten Mal einen Cèsar
als beste Hauptdarstellerin. Sie hatte für Indochina
in den USA bereits den Golden Globe erhalten und ist
für einen Oscar nominiert. Ebenfalls zum zweiten
Mal ging der Cèsar für die beste Nebendarstellerin
an Dominique Blanc. Indochina wurde außerdem
für Ton, Ausstattung und Kamera ausgezeichnet.
Claude Sautet wurde von den 3.000 Akademie-Mitgliedern erstmals
als bester Regisseur für seinen 13. Film Un coeur
en hiver (Ein Herz im Winter) bedacht. Bester männlicher
Hauptdarsteller wurde Claude Riche, der Partner von Claude Brasseur
in Le Souper von Claude Molinaro. Die Regisseurin
Coline Serreau, deren Film Die Krise siebenmal nominiert
war, mußte sich mit einem Cèsar für
das beste Drehbuch begnügen.
Der große Verlierer war Jean-Jacques Annaud mit seiner
Verfilmung des Romans von Marguerite Duras, Der Liebhaber.
Sechsmal nominiert, erhielt er nur einen Cèsar
für die beste Musik von Gabriel Yared. Der mit 3,2 Millionen
Besuchern größte französische Kinoerfolg des Jahres
1992 war nach einer neuen umstrittenen Regelung aus der Kategorie
des besten Films verbannt worden, da er im Original auf Englisch
gedreht worden war. Als bester Film in ausländischer Sprache
wurde Tacones lejanos von dem Spanier Pedro Almodovar
gewählt, der im deutschen Sprachraum unter dem Titel High
Heels gelaufen ist.
PARIS (dpa)
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