Ein Herz im Winter
„Ein Herz im Winter” — “Un Coeur en Hiver” — A Heart in Winter”
Frankreich 1992 – Regie: Claude Sautet – Musik: Maurice Ravel
mit André Dussollier (Maxime), Emmanuelle Béart (Camille) und Daniel Auteuil (Stéphane)
 
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Regisseur Claude Sautet erzählt
über die Auswahl der Musik zu seinem Film:
 
 

Der Film „Un cœur en hiver” spielt während der Proben und Aufnahmen zu einer Schallplatte mit klassischer Musik.

Nachdem auf wenigen Seiten knapp umrissen das Szenario und die Beziehungen der Hauptpersonen untereinander, zwei Lautenisten und eine Violinistin, vorlagen, stellte sich die Frage nach der Musik, also nach dem musikalischen Untergrund, der die Atmosphäre der Handlung bedingen würde.

Da erinnerte ich mich an eine Interpretation des Trios und zweier Sonaten von Ravel durch Jean-Jacques Kantorow… und sogleich wurde mir bewußt, das ist es und nichts anderes.

Der Anfang des Trios bestimmt das Klima des Films: eine tiefe, doch zarte, zurückhaltende Melancholie. Die beiden Sonaten mit ihren funkelnden, gleichsam diabolischen Rhythmen, besonders der „Blues” und das „Perpetuum mobile”, gaben mir die Untermalung für die Arbeit der Geigerin und die psychologische Entwicklung der Gestalt.

Ich hörte mir alle zur Verfügung stehenden Schallplatten an; doch keine erreichte die Strenge, den Gefühlsgehalt und die Kraftfülle, die aus der Einspielung von Jean-Jacques Kantorow sprechen. Für den Vorspann mußte Philippe Sarde den ersten Satz des Trios so getreu wie möglich im Geiste Ravels kürzen, oder sagen wir „kondensieren”.

Zweifellos spiegelt der Film auch die Faszination wieder, die dieser rätselhafte Musiker seit langem auf mich ausübt, dieser ebenso kokette wie peinlich sorgfältige Komponist, der ein einsames Leben führte und Automaten sammelte, und dessen verborgene Empfindungen sich in einer Musik niedergeschlagen haben, die ganz Charme und Anmut ist.

(übersetzt von Gerhard Trautmann)

"Un cœur en hiver" is set during the rehearsals and recording sessions of a classical score.

Once the film's linear story line and the links between the principal characters (two instrument makers and a female violinist) had been established within the space of a few pages, the next question to arise was what sort of music to use. lt was an important question, since the choice of musical background would condition the mood of the overall narrative.

It was at this point that I remembered a performance of Ravel's Trio and two Sonatas given by Jean-Jacques Kantorow. And immediately I felt I was there.

The beginning of the Trio sets the mood of the film, with its secret, profound and sophisticated melancholy. The brilliant and diabolical rhythmic outbursts of the two Sonatas (especially in the "blues" and moto perpetuo) were what I needed to accompany the work of the violinist and underscore the way in which her character develops.

I listened to all the available recordings, but none of them came near to that of Jean-Jacques Kantorow in terms of its energy and rigorous sensitivity.

For the credits, I had to call an the services of Philippe Sarde to abridge the opening movement of the Trio, a painstaking task in which we never lost sight of the need to respect the composer's spirit as far as ever possible.

No doubt the film also reflects the fascination which I have long felt for this enigmatic, selfconscious and meticulous musician and collector of mechanical toys, about whom we know only that he led a solitary existence and that his repressed emotions find expression in music full of grace and charm.

(übersetzt von Stewart Spencer)

 
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